gesungen bei Ankunft der ersten Lokomotive am Viadukt in Oelsnitz 1878
~ Ei, sagt doch ihr Leute, was ist nur heut los,
Was singet und klinget, was thut ihr euch groß,
Ist Oelsnitz denn heute ein Bischen verrückt,
Commers gar das heitere Völkchen beglückt. ~
~ Ja Oelsnitz, das feiert den großen Tag heut,
Nun wird es ja wachsen in Länge und Breit‘;
Nun wird aus dem Dorfe ein Riesendorf schnell,
Nun schafft uns die Bahn die Markschein‘ zur
Stell. ~
~ Drum rühr dich o Oelsnitz nun schreite am Trab,
Wirf schnell nun was kleinlich, wirf eilig es ab;
Wenn hängt dir wohl manches Beschränkte
noch an,
Betritt nun in Eile des Fortschrittes Bahn. ~
~ Neu Leben, das zieht in die Schächte nun ein,
Neu Leben soll auch dann im Thale gedeih’n
Und liegt dir der Bahnhof dort draußen so
fern,
Er sei dir für’s Bauen der leitende Stern. ~
~ Doch wenn du wirst bauen, mit Vorsicht thu’s
nur,
Nicht kreuz und nicht quer, halt Regel und
Spur;
Streng folge der Straße, die Fronte halt ein,
Was noth ist, nur immer mit Schönem verein. ~
~ Nicht Stadt sollst du werden, Dorf nenne dich
stolz,
Doch lerne von Städten, wie schnitzt man das
Holz;
Wie haut man die Steine, was zieret die Straß‘,
Baust so du im Dorfe, so schmückt es einst
Gas. ~
~ Dann kommt auch ein Gasthof mit glänzendem
Saal,
Dann schmückt sich nach Länge und Breite das
Thal;
Mit Zierbaum, mit Garten, mit Arbeit und Brot,
So bringet die Bahn uns, was Allen ist noth. ~
~ Drum bringet ein Hoch auf den Bahnbau
jetzt aus,
Glück bringt er und Segen in jegliches Haus;
Bald ist er vollendet, dann roll’n ohne Zahl,
Die Züge voll Kohlen durch’s Oelsnitzer-Thal! ~
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